Mein linker Fuß (Christy Brown)

Veröffentlicht 27. Juni 2013 von erlesenebuecher

Blick des Mitleids, Farben & inneres Gefängnis

Appetithäppchen: Trotz einer schweren Krankheit schreibt Christy Brown ein Buch voll übersprudelndem Humor. Da quirlt und lacht und tollt in dieser irischen Maurerfamilie um Vater und Mutter Brown eine riesige Kinderschar von zwölf Geschwistern. Die eigentliche Heldengestalt aber ist Mutter Brown, diese außergewöhnliche, zähe, kleine, rundliche Frau, die tapfer den Ärzten und Behörden die Stirn bietet, als ihr zehntes Kind für unheilbar krank erklärt wird und in eine Irrenanstalt sein Dasein verdämmern soll. Sie trennt sich nicht von Christy, und Christy meistert mit ihrer Hilfe sein Schicksal, er entwickelt mit unerhörter Willensstärke und Selbstdisziplin die Kräfte, die in ihm veranlagt sind: er wird zu einem Dichter. Es geht eine erstaunliche Kraft von diesem Buch aus, der ganze Zauber des irischen Menschen schwingt darin: das Ursprüngliche, Zupackende, Unsentimentale, Dramatische – ebenso wie das Besinnliche, Zarte, Träumende, Schwebende.

Verfasser: Christy Brown (1932-1981) war ein irischer Maler und Autor. Er wuchs als zehntes von 22 Kindern in ärmlichen Verhältnissen in Dublin auf. Er war mit einer schweren Athetose geboren worden, konnte nur den linken Fuß kontrolliert bewegen und galt zunächst auch als geistig schwer behindert und bildungsunfähig, wurde jedoch insbesondere dank der Initiative seiner Mutter so gefördert, dass er sich schließlich nicht nur verständlich machen, sondern auch Bilder und geschriebene Texte produzieren konnte. 1954 erschien sein autobiografischer Erstling „Mein linker Fuß“, der 1989 unter demselben Titel mit Daniel Day-Lewis in der Hauptrolle verfilmt wurde. Auf dem deutschen Buchmarkt war außerdem zeitweise „Ein Fass voll Leben“ zu erhalten, während Browns weitere Bücher nicht ins Deutsche übersetzt wurden. Er schrieb und malte ausschließlich mit Hilfe seines linken Fußes; die Hände konnte Christy Brown zeitlebens nicht gebrauchen. Am 5. Oktober 1972 heiratete er Mary Carr; 1981 starb er an einem schweren Erstickungsanfall.

[Diogenes Verlag (1995)/ Henssel Verlag (1990)]

Meine Meinung: Dieses Buch wurde mir mal wärmstens empfohlen, aber das ist Jahre her. Damals war es in aller Munde und wurde sehr erfolgreich mit Daniel Day-Lewis verfilmt. Zurecht war es so erfolgreich! Es ist ein besonderes Buch. Zum einen, da es unglaubliche Einblicke in ein besonderes Leben und Denken gewährt und zum anderen, da es von einer Zeit handelt, die so untypisch für soziales Engagement diesen Krankheiten gegenüber ist.

Das Buch bewegt einen ohne zu sentimental zu sein. Gerade zu Beginn berührt es tief.

Am Anfang des Buches ist es vor allem die starke, großartige  Mutter, die heraussticht. Das, was sie geleistet hat, war zu der Zeit sehr unüblich. Umso größer ihr Verdienst und Anerkennung.

Man wird durch Christy Brown in eine Kindheit mitgenommen, die so ganz anders war. Schön, aufregend, lustig, abenteuerlich aber auch schrecklich, einengend und bedrückend. Vor allem der Moment bzw. die Momente, in denen er realisiert, wie behindert und anders er ist.

Browns Leben wird immer wieder durchkreuzt von Phasen des Rückzugs, in denen er der Welt den Rücken kehrt und z.B. exzessiv malt. Dann aber wieder erwacht er und nimmt am Leben teil, meist initiiert durch andere Menschen.

Leider ist der letzte Teil des Buches in meinen Augen deutlich schwächer. Es beginnt ab dem Moment, in dem er in die Klinik kommt. Der Leser wird außen vor gelassen, er erfährt nicht mehr viel über die Krankheit. Es geht fast nur noch um seine Autobiographie, die Brown schreiben möchte. Es ist gegen Ende fast ein wenig langweilig.

Bewertung: 3,5 von 5 Punkte

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