3096 Tage (Natascha Kampusch)

Veröffentlicht 21. März 2013 von erlesenebuecher

lange Entführung, Choreographie des Grauens & Deutungshoheit

Appetithäppchen: Natascha Kampusch erlitt das schrecklichste Schicksal, das einem Kind zustoßen kann: Am 2. März 1998 wurde sie im Alter von zehn Jahren auf dem Schulweg entführt. Ihr Peiniger, der Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil, hielt sie in einem Kellerverlies gefangen – 3096 Tage lang. Am 23. August 2006 gelang ihr aus eigener Kraft die Flucht. Priklopil nahm sich noch am selben Tag das Leben.

Verfasserin: Natascha Kampusch, geboren am 17. Februar 1988 in Wien, war  Opfer einer der längsten Entführungen der jüngeren Geschichte. 2006 hat sie ihre Freiheit zurückerobert. Seither versucht sie, ein normales Leben zu führen. Im Frühjahr 2010 machte sie ihren Schulabschluss.

[List/ Ullstein (2010)]

Meine Meinung: Der Fall Natascha Kampusch ist einer der spektakulärsten Entführungsfälle und natürlich hing auch ich 2006 vor dem Fernseher und wollte alles dazu mitbekommen. Es erschreckt und fasziniert den Menschen nun einmal. Auch jetzt noch gucke ich mir Beiträge oder Interviews mit Frau Kampusch voller Interesse an.

Endlich habe ich es nun geschafft ihr Buch zu lesen, der Film ist ja gerade im Kino zu sehen und auch den werde ich mir bestimmt mal ansehen. Ich bin beeindruckt von der jungen Frau Kampusch, wie sie ihr Leben meistert und wie reflektiert sie in Interviews über diese dunkle Zeit ihres Lebens spricht.

Das Buch hat mich mitgenommen, in eine Kindheit und Jugend, die für einen Normalbürger unvorstellbar ist. Menschliche Abgründe, aber auch menschliches Leid tut sich auf. Sehr beeindruckend finde ich vor allem die Darstellung des Täters. Frau Kampuschs Gefühle zu ihm sind natürlich unglaublich schwer in Worte zu fassen bzw. nachzuvollziehen. Aber sie versucht es darzustellen und ich finde, es ist ihr auch gelungen.

Erschreckend finde ich die Reaktionen der Mitmenschen, vor allem in ihrem Heimatland, denen sich Frau Kampusch aussetzen muss, wobei sie auch da sehr nachvollziehbar und reflektiert die Ursachen analysiert. Für mich eine beeindruckende, starke Frau, deren Buch es sich zu lesen lohnt.

Bewertung: 4 von 5 Punkten

2 Kommentare zu “3096 Tage (Natascha Kampusch)

  • Im Fall Kampusch gibt es aber immer noch ungeklärte Fragen. Denn Natascha Kampusch ist die einzige Zeuginund so bleibt kaum etwas anderes übrig, als ihre Erzählungen als Wahrheit anzunehmen. Ob „3096 Tage“ denn auch wirklich die Gegebenheiten so wiedergibt, wie sie waren, weiss allein Kampusch.

    Das ist ja deutlich wenn man sich daneben auch dem Buch Nataschas Vater auch liest: Missing, von Britischen Journalist Allan Hall

    • Dass es noch viele ungeklärte Fragen gibt, ist klar. Die Ermittlungen liefen ja auch etwas seltsam ab. Aber über die Zeit in ihrem Verlies kann nun mal nur sie Antworten geben und die werden in den österreichischen Medien ja andauernd in Frage gestellt und das finde ich ihr gegenüber nicht fair. Aber was da alles dahinter steckt, wissen natürlich nur die Beteiligten… Trotzdem aber eben ein lesenswertes Buch 🙂

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